
Nils Jantzen - zwischen Pop, Fläche und Auflösung
Ausstellungskatalog | 2025
Für die aktuelle Ausstellung zeigt der junge Kasseler Künstler Nils Jantzen eine Werkserie,
die sich unmittelbar mit den visuellen Strategien und Motiven zeitgenössischer
Bildwelten auseinandersetzt. Deutlich spürbar ist der Einfluss von Michel Majerus,
dessen energetischer Umgang mit Popkultur, digitalem Vokabular und malerischer Geste
als zentraler Referenzpunkt dieser Ausstellung dient. Doch auch die farbintensive
Expressivität eines Daniel Richter oder die konzeptuelle Bildsprache eines Damien Hirst
hinterlassen Spuren in Jantzens kraftvollem Werk.
Die gezeigten Arbeiten bewegen sich an der Schnittstelle von Street Art, kritischem
Realismus und digitaler Bildästhetik. In rhythmisch gesetzten Farbflächen und
collagierten Elementen entstehen hybride Bildräume, in denen sich Körperfragmente,
Textpartikel und abstrahierte Zeichen überlagern. Popkulturelle Anspielungen, grafische
Störungen und surreale Szenerien verbinden sich zu einer Bildwelt, die sich bewusst der
Eindeutigkeit entzieht – und dabei dennoch eine starke emotionale und gesellschaftliche
Resonanz entfaltet.
Jantzens Werk kreist um Themen wie Identität, Reizüberflutung und mediale
Konstruktionen von Realität. Seine Kompositionen wirken wie aufgespannte Bildschirme,
in denen sich Elemente verschieben, überlagern und auflösen – ein permanenter Zustand
des Dazwischen. Die Oberflächen sind dabei nicht nur Träger, sondern aktive Akteure im
Bild Geschehen. Sie zitieren, konfrontieren und verwandeln sich – ganz im Geiste von
Michel Majerus, dessen Umgang mit Material, Tempo und Bildsprache Jantzen sichtbar
inspiriert.
Dabei gelingt es ihm, eine eigene Handschrift zu entwickeln: mit gestischen Linien,
vibrierenden Farbkontrasten und einem mutigen Spiel mit Fragmenten. Trotz seines
jungen Alters (geb. 2007) und seiner frühen Einbindung in die Kunstszene – u.a.
Ausstellungen Café am Bebelplatz, Artbox.Projects, Galerie Baunatal oder Artlab
München – tritt Jantzen mit einer bemerkenswerten Selbstverständlichkeit und
Bildgewalt auf. Die Ausstellung zeigt ihn als Stimme einer neuen Generation von
Kunstschaffenden, die sich experimentell, kritisch und zugleich hoch reflektiert mit den
Ausdrucksformen unserer Zeit auseinandersetzt.
Seine Arbeiten sind ein visuelles Echo auf eine beschleunigte Welt – roh, vielschichtig,
kompromisslos und dennoch durchdrungen von einem feinen Gespür für Bildstruktur und
zeitgenössische Ästhetik.